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Aktuelle Version vom 2. Oktober 2008, 14:18 Uhr


Erlebnisse

Kanadischer Funkamateur peilt und identifiziert fremden Sender innerhalb von 7 Minuten

Während meiner kurzfristig angesetzten Reise anfangs September 2005 nach Vancouver an die Westküste Kanadas hatte ich einen kleinen, selbstgebauten QRP KW Sende-Empfänger dabei. Die Wahl fiel diesmal auf den ATS-3 für 80,40,30 u.20m und den ALTuner da diese Kombination wohl meine kleinste und leichteste Ausrüstung darstellt. Der Transceiver in SMD-Bauweise mit steckbaren Bandfiltern, der Tuner in L-Schaltung mit Drehko und Ringkernspulen über Jumper schaltbar. Beide Geräte sind in je einer kleinen Blechdose (Altoids) eingebaut und mit etwas Draht, Abspannschnur, Batterien, Taste, Kopfhörer und Log etc. in zwei Kunststoff-Jausenbehältern sicher für den Transport verpackt.

QRP-ATS-3.jpg

Das Mitführen einer Funkausrüstung ist mir schon zur Gewohnheit geworden, nachdem ich schon einmal wetterbedingt den Totalausfall der kommerziellen Kommunikation über längere Zeit erlebte und nur über Amateurfunk erreichbar war. Auf die Auswahl des Hotels, das heißt meinen Standort, konnte ich wegen der kurzfristig angesetzten Reise keinen Einfluss mehr nehmen. Der Reception Manager im Hotel stellte mir aber, auf meinen Wunsch eine Antenne anbringen zu wollen, ein Zimmer an der Rückseite über dem Dach der hoteleigenen Veranstaltungsräume zur Verfügung. Die Aussicht auf Funkkontakte war nicht gerade berauschend. Dieses alte Hotel mit seinen 12 Stockwerken war von mehr als doppelt so hohen Wolkenkratzern umgeben. Das Personal an der Rezeption war mit meinem Wunsch, einen Draht aus dem Fenster als Antenne irgendwohin abzuspannen, heillos überfordert und rief den Haustechniker zu Hilfe. Der hatte für mein Vorhaben Verständnis und deaktivierte die Alarmanlage für die Begehung der Fluchtwege auf dem Dach zwecks Abspannung der Antenne. In der kurzen Zeit die mir noch zum Funken zur Verfügung stand konnte ich dann auf 40m loslegen. Nach den ersten Verbindungen mit der amerikanischen Westküste rief ich einen Kanadier der mit starkem Signal nach DX am langen Weg Richtung Europa Ausschau hielt. Offenbar weckte ich seine Neugier mit meinem Rufzeichen, wobei ich doch alles andere als DX war. Die Verbindungsabwicklung war perfekt und wie mir auffiel geben die QSO-Partner dort etwas mehr Langtext als es bei uns vielleicht zu erwarten wäre. So kam auch eine Rückfrage zu meinem QTH, welche ich natürlich beantwortete. Mit den besten Wünschen und Grüßen haben wir dann die Verbindung beendet und ich suchte das Band nach weiteren Station ab. Es hat nur 7 Minuten gedauert bis ich einen Anruf von meinem letzten QSO Partner erhielt. Während unserer Funkverbindung hat er mit seiner Richtantenne "gepeilt", mittels des Rufzeichens im Internet den Nachnamen eruiert und mit meiner Angabe zum Standort das Hotel ausfindig gemacht. Ein Anruf im Hotel brachte die Bestätigung meiner Anwesenheit und somit konnte der kanadische Funker den fremden Sender identifizieren und die Echtheit feststellen. Als sich der Kanadier bei mir am Telefon meldete war ich wohl überrascht. Er erklärte mir wie er mich ausfindig gemacht hatte und wir unterhielten uns noch angeregt über unser Hobby. Zum Schluss gab er mir noch einige Tipps betreffend der Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ein persönliches Treffen war ihm wegen seines Gesundheitszustandes leider nicht möglich. Neben weiteren Verbindungen nach Arizona und Kalifornien konnte ich noch französisch Polynesien im Log verbuchen. Eine QRP-Verbindung mit 2 Watt über fast 8000km. Möge diese Erfahrung als Ermunterung für QRP Interessenten dienen. Es ist wirklich erstaunlich, welche Entfernungen mit kleiner Leistung und bescheidener Antennenausrüstung auf Kurzwelle in Telegraphie zu überbrücken sind.

73, Hermann OE1HFC

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